«Intrinzen inspired work» oder auch, wie du deinem Pferd den Crunch beibringen kannst
Bericht von Franziska Bengtsson
Immer wieder werde ich auf dem Hof angesprochen, wie man denn seinem Pferd den Crunch beibringen kann und daher freue ich mich, hier im Isi Express einen kurzen Input zu geben.
Theorie / Begriffserklärung
Intrinsische Motivation: Motivation, die aus einem selbst kommt – Motivation, die aus Freude, Interesse an etwas entsteht.
Clicker: Ein kleines Gerät, das einen Klick erzeugt, welches als Signal für ein erwünschtes Verhalten eingesetzt wird.
Clickertraining: Begriff für das Verwenden des Clickers zur Förderung von erwünschten Verhaltensweisen in der Ausbildung von Tieren.
Belohnung: Ein kleines Guetzli, etwas Kraftfutter, ein Rüebli- oder Apfelschnitz, usw. Soll nicht gross sein, aber gerne vom Pferd angenommen werden.
Von der Theorie zur Praxis
Bei all unseren Übungen stellt zunächst der Click, gefolgt von der Belohnung, den Anreiz dar. Manche Pferde werden immer eine Belohnung erwarten und diesen Anreiz zwingend benötigen, anderen wird es Belohnung genug sein, eine Lösung für eine Aufgabe auszutüfteln und anzubieten. Zu beachten ist, dass es, wie bei den Menschen auch, unterschiedliche Motivationstypen gibt. So ist ein Pferd mehr auf die Belohnung fokussiert (extrinsisch motiviert) als ein anderes.
Wollen wir nun einen Crunch auslösen, müssen wir dem Pferd eine Aufgabe stellen, die einen Anreiz schafft, der diese Bewegung als logische Konsequenz folgen lässt und darauf achten, dass die Aufgabe so gestellt ist, dass sie lösbar ist. Anfänglich müssen Aufgaben somit konkret ausgestaltet werden, damit sich schnell ein Erfolg einstellen kann. «Line it up for success» ist der Schlüsselsatz von Steinar1 hierzu.
Später soll das Pferd aus Freude an der Bewegung Bewegungen und Bewegungsmuster selber anbieten.
Vor dem Crunch – Clicker einführen
Pferde erkunden ihre Welt mit den Nüstern und dem Maul. Daher liegt es nahe, zuerst etwas einzuüben, was diese Körperregion einbezieht. Eine Poolnudel ist ein tolles Instrument, auch wenn es albern aussieht.
Wir machen uns bereit:
Poolnudel, Clicker (z.B. auch an Poolnudel oder Gerte befestigt),
kleine Guetzli/Futter/Rüebli/Äpfel als Belohnung. Tipp: Je mehr das Pferd kann, desto weniger «wertvoll» wird die Belohnung ausgewählt. Natürlich wird das Pferd eher etwas gieriger reagieren, wenn es sonst nie Äpfel bekommt, als wenn es einfach etwas Kraftfutter als Belohnung erhält.
Das Pferd trägt entweder ein Halfter oder ist frei.
Übungsplatz für das erste Clickertraining ist der Zirkel (besser nicht an der Anbinde üben, sonst kann das Pferd später nicht unterscheiden, wo dieses Verhalten gewünscht ist und wo nicht).
Es gilt: Auf jeden Click folgt eine Belohnung! Ausserdem: Das Pferd erhält nur eine Belohnung, wenn es geradeaus oder von einem wegschaut. Höflichkeit muss früh trainiert werden, unerwünschtes Verhalten wird aber nicht bestraft, sondern ignoriert.
UND: Wir positionieren uns NEBEN dem Pferd; NICHT VOR DAS PFERD STELLEN. Wenn wir uns vor das Pferd stellen, nehmen wir ihm die Möglichkeit, eine Bewegung nach vorne zu machen.
Poolnudel dem Pferd zeigen. Sobald es die Poolnudel mit der Nase oder dem Maul berührt, clickern und Belohnung geben. 3- bis 4-mal wiederholen.
Danach z.B. etwas vom Pferd davonlaufen und Poolnudel anbieten. Das Pferd wird im Idealfall folgen und die Poolnudel berühren wollen, was natürlich dann wieder belohnt wird.
Übung erweitern, z.B. Poolnudel über den Rücken halten, so dass sich das Pferd mit dem Hals nach hinten biegen muss, um die Poolnudel berühren zu können – dabei soll das Pferd aber nicht loslaufen, sondern sich effektiv biegen.
Crunch Training – erste Schritte
Auf beiden Bildern seht ihr einen guten Crunch; das Pferd hebt die Schulter an, die Brustmuskeln sind angespannt, die Beine geschlossen und parallel. Die Bauchmuskeln sind angespannt und das Pferd «schiebt» sich nicht einfach nach hinten (in diesem Fall wäre der Rücken nicht gewölbt und die Schulter hinge durch).
Meine Ideen und mein Wissen habe ich von Steinar Sigurbjörnsson1 (www.mindfulequine.com) und Kathy Sierra2, die das Intrinzen-Konzept zusammen ausgearbeitet haben.
Immer wieder werde ich auf dem Hof angesprochen, wie man denn seinem Pferd den Crunch beibringen kann und daher freue ich mich, hier im Isi Express einen kurzen Input zu geben.
Theorie / Begriffserklärung
Intrinsische Motivation: Motivation, die aus einem selbst kommt – Motivation, die aus Freude, Interesse an etwas entsteht.
Clicker: Ein kleines Gerät, das einen Klick erzeugt, welches als Signal für ein erwünschtes Verhalten eingesetzt wird.
Clickertraining: Begriff für das Verwenden des Clickers zur Förderung von erwünschten Verhaltensweisen in der Ausbildung von Tieren.
Belohnung: Ein kleines Guetzli, etwas Kraftfutter, ein Rüebli- oder Apfelschnitz, usw. Soll nicht gross sein, aber gerne vom Pferd angenommen werden.
Von der Theorie zur Praxis
Bei all unseren Übungen stellt zunächst der Click, gefolgt von der Belohnung, den Anreiz dar. Manche Pferde werden immer eine Belohnung erwarten und diesen Anreiz zwingend benötigen, anderen wird es Belohnung genug sein, eine Lösung für eine Aufgabe auszutüfteln und anzubieten. Zu beachten ist, dass es, wie bei den Menschen auch, unterschiedliche Motivationstypen gibt. So ist ein Pferd mehr auf die Belohnung fokussiert (extrinsisch motiviert) als ein anderes.
Wollen wir nun einen Crunch auslösen, müssen wir dem Pferd eine Aufgabe stellen, die einen Anreiz schafft, der diese Bewegung als logische Konsequenz folgen lässt und darauf achten, dass die Aufgabe so gestellt ist, dass sie lösbar ist. Anfänglich müssen Aufgaben somit konkret ausgestaltet werden, damit sich schnell ein Erfolg einstellen kann. «Line it up for success» ist der Schlüsselsatz von Steinar1 hierzu.
Später soll das Pferd aus Freude an der Bewegung Bewegungen und Bewegungsmuster selber anbieten.
Vor dem Crunch – Clicker einführen
Pferde erkunden ihre Welt mit den Nüstern und dem Maul. Daher liegt es nahe, zuerst etwas einzuüben, was diese Körperregion einbezieht. Eine Poolnudel ist ein tolles Instrument, auch wenn es albern aussieht.
Wir machen uns bereit:
Poolnudel, Clicker (z.B. auch an Poolnudel oder Gerte befestigt),
kleine Guetzli/Futter/Rüebli/Äpfel als Belohnung. Tipp: Je mehr das Pferd kann, desto weniger «wertvoll» wird die Belohnung ausgewählt. Natürlich wird das Pferd eher etwas gieriger reagieren, wenn es sonst nie Äpfel bekommt, als wenn es einfach etwas Kraftfutter als Belohnung erhält.
Das Pferd trägt entweder ein Halfter oder ist frei.
Übungsplatz für das erste Clickertraining ist der Zirkel (besser nicht an der Anbinde üben, sonst kann das Pferd später nicht unterscheiden, wo dieses Verhalten gewünscht ist und wo nicht).
Es gilt: Auf jeden Click folgt eine Belohnung! Ausserdem: Das Pferd erhält nur eine Belohnung, wenn es geradeaus oder von einem wegschaut. Höflichkeit muss früh trainiert werden, unerwünschtes Verhalten wird aber nicht bestraft, sondern ignoriert.
UND: Wir positionieren uns NEBEN dem Pferd; NICHT VOR DAS PFERD STELLEN. Wenn wir uns vor das Pferd stellen, nehmen wir ihm die Möglichkeit, eine Bewegung nach vorne zu machen.
Poolnudel dem Pferd zeigen. Sobald es die Poolnudel mit der Nase oder dem Maul berührt, clickern und Belohnung geben. 3- bis 4-mal wiederholen.
Danach z.B. etwas vom Pferd davonlaufen und Poolnudel anbieten. Das Pferd wird im Idealfall folgen und die Poolnudel berühren wollen, was natürlich dann wieder belohnt wird.
Übung erweitern, z.B. Poolnudel über den Rücken halten, so dass sich das Pferd mit dem Hals nach hinten biegen muss, um die Poolnudel berühren zu können – dabei soll das Pferd aber nicht loslaufen, sondern sich effektiv biegen.
Crunch Training – erste Schritte
Auf beiden Bildern seht ihr einen guten Crunch; das Pferd hebt die Schulter an, die Brustmuskeln sind angespannt, die Beine geschlossen und parallel. Die Bauchmuskeln sind angespannt und das Pferd «schiebt» sich nicht einfach nach hinten (in diesem Fall wäre der Rücken nicht gewölbt und die Schulter hinge durch).
- Crunch-Training starten: Am einfachsten startet man, indem man das Pferd rückwärts z.B. gegen eine Stange richtet (Hof Niederfeld: Neben dem Waschplatz an der Anbinde). ACHTUNG: Wie auf dem Bild stehen wir NEBEN dem Pferd ca. auf Höhe Schulter.
- Pferd am Halfter nach hinten führen, so dass es mit der Hinterhand an der Stange ankommt. Meist löst dies einen Reflex aus, so dass sich das Pferd im Rücken nach oben hebt und nach vorne weg möchte – dies ist der optimale Start für freie Crunches.
- Jede Bewegung in die gewünschte Richtung, also nach hinten/ Rücken nach oben/ Schulter anheben, wird belohnt.
- Durch die Begrenzung der Stange wird das Pferd automatisch den Rücken anheben.
- Am Anfang wirklich nur 10 Minuten üben, kleine Fortschritte loben, aber konsequent sein.
- «Für nichts gibt’s nichts» – Kein Click/Belohnung für halbpatzige Aktionen, dranbleiben und das Pferd unterstützen.
- Unterstützung z.B. durch mit der Hand über den Rücken fahren vom Widerrist bis zur Kruppe, sich selber nach hinten lehnen (wie beim Anhalten beim Longieren), am Bauch «chräbbele» usw.
- Sobald es an der Stange gut klappt, etwas weg von der Stange, damit sich das Pferd nicht weiterhin auf die Stange als Hilfsmittel stützt.
- Ist der Crunch erstmal eingeübt, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und das Pferd kann den Crunch z.B. auch auf der Wippe, einem Podest, mit nur den Vorder- oder Hinterbeinen, auf einer Matte oder an einem Hang üben.
Meine Ideen und mein Wissen habe ich von Steinar Sigurbjörnsson1 (www.mindfulequine.com) und Kathy Sierra2, die das Intrinzen-Konzept zusammen ausgearbeitet haben.
Magengeschwüre beim Pferd: Equine Gastric Ulcer Syndrome
Bericht von Dr. med. vet,. DipECEIM Sophie Hug www.sophiehug.ch
Magengeschwüre kommen beim Pferd sehr häufig vor.
Nicht nur Sport- und Hochleistungspferde sind betroffen,
sondern auch Freizeitpferde, Fohlen und Esel – kurz gesagt,
alle Equiden können betroffen sein. Die Domestizierung des Pferdes, die heutigen Zuchtziele von feinen sensiblen Equiden, aber auch unsere gut gemeinte Fürsorge sind alles Faktoren, welche die Entstehung von Magenulzera begünstigen können.
Equine Gastric Ulcer Syndrome (EGUS) beinhaltet zwei Erkrankungen: Zum einen Equine Squamous Gastric Disease (ESGD), die Erkrankung der kutanen Schleimhaut im Magen, und zum anderen Equine Gastric Glandular Disease (EGGD), die Erkrankung der glandulären Magenschleimhaut. Der Pferdemagen hat zwei unterschiedliche Auskleidungen: Die Drüsenschleimhaut, welche die Verdauungsenzyme produziert, und die kutane, drüsenlose Schleimhaut, welche als Speicher dient. Pferde können beide Formen gleichzeitig oder jeweils eine Form von Magenulzera haben. EGGD wird häufiger bei Warmblütern beobachtet und EGSD häufiger bei Rennpferden. Hierzu muss gesagt werden, dass diese zwei Pferdepopulationen in Studien am häufigsten vertreten sind. Das Wort «Geschwür» ist eigentlich eine unpassende Übersetzung aus dem Englischen. Unter Ulzera kann man sich eher Aphten oder wunde Stellen im Magen unterschiedlicher Tiefe vorstellen.
Ursachen für die Entstehung von Magenulzera
Die Bildung von zu viel Magensäure ist wesentlich an der Entstehung von Magenulzera beteiligt. Die Übersäuerung infolge hoher Kraftfuttergabe, langen Fastenzeiten zwischen Fütterungen oder zu geringen Mengen an Raufutter führen zur Schädigung der Magenschleimhaut. In der Wildnis fressen Pferde ca. 16h pro Tag, wobei stets Speichel gebildet wird. Das enthaltene Bikarbonat im Speichel puffert die im Magen gebildete Säure ab. Man geht davon aus, dass nicht allein die erhöhte Magensäure, sondern auch eine verringerte Durchblutung des Magens z.B. beim Reiten und andere Faktoren mit für die Entstehung verantwortlich sind, insbesondere bei Ulzera der Drüsenschleimhaut. Diese ist per se bereits der Magensäure ausgesetzt. Andere Faktoren, welche die Entstehung von Magenulzera begünstigen, sind z.B. physischer Stress wie intensives Training, Bewegung auf leeren Magen, sozialer Stress wie Stallwechsel, soziale Konflikte (Boxen-, Weidenachbar, Gruppenhaltung) oder zu wenig soziale Kontakte, Transporte, verlangsamte Magenentleerung, schlechte Futterqualität, kein Wasserzugang auf Weiden oder Paddocks, Lärmemissionen etc. Beim Menschen können auch Bakterien (Helicobacter) zu Magenulzera führen; dies konnte beim Pferd noch nicht gezeigt werden bzw. nur in sehr seltenen Fällen. Es ist möglich, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen glandulären Magenulzera und einer generalisierten Darmentzündung (IBD), da diese Läsionen in der Regel entzündlich sind. Zum jetzigen Zeitpunkt weiss man noch nicht genau, wie die glandulären Magenulzera entstehen. Das heutige Zuchtziel, welches immer mehr auf hochsensible Pferde ausgerichtet ist, könnte durchaus ebenfalls ein Faktor sein.
Symptome bei Magenulzera
Pferde mit Magenulzera können eine Vielzahl von Symptomen zeigen. Manche Pferde zeigen jedoch kaum Symptome und erst nach der Therapie ist ein deutlicher Unterschied im Wesen und der Leistung zu bemerken.
Typische Symptome sind Appetitlosigkeit, Abmagerung, Leistungsabfall, wiederkehrende Koliken, Unwohlsein im Zusammenhang mit Fütterung, Gähnen, Flehmen, vermehrtes Liegen, Gurtenzwang, Abwehrbewegungen beim Bürsten, Kotwasser, Unrittigkeit, Ängstlichkeit oder andere Wesensveränderungen, Fellveränderungen, Aufstossen oder Zähneknirschen. Fohlen mit Magenulzera haben oft chronischen Durchfall und/oder erhöhten Speichelfluss.
Optimierung der Haltungsbedingungen
Bei Pferden mit Magenulzera sollte so weit möglich die Haltung optimiert werden, indem man bei Bedarf umstellt auf Boxe mit Paddock, Offenstall oder Weidehaltung. Natürlich muss immer das Pferd als Individuum angesehen und eine passende Haltung gefunden werden. Gewisse Pferde in Gruppenhaltung haben gerne nachts eine eigene Boxe, wo sie ungestört fressen können; wiederum sind Boxenpferde teilweise gelangweilt ohne direkten sozialen Kontakt vor allem wenn sie nicht mit dem Nachbarpferd Fellpflege durchführen können. Gemeinsamer Weidegang kann hier helfen, aber muss natürlich sorgfältig erfolgen. Es ist auch wichtig, einen möglichst konstanten Platz zu haben und nicht ständig den Stall oder die Boxe zu wechseln. Bei Gruppenhaltung ist es von grösster Wichtigkeit, die Gruppe möglichst konstant zu halten und eine passende Zusammensetzung mit genügend Integrationszeit zu gewährleisten. Nicht alle Pferde können zusammen gehalten werden, in vielen Fällen ist es besser, Gruppen aufzuteilen. Regelmässige Bewegung bzw. Abwechslung im Alltag, aber auch 1 bis 2 Stehtage bei Pferden im Training oder Beritt können zu deutlicher Besserung der Magenulzera führen. Es konnte auch gezeigt werden, dass bei einer hohen Anzahl verschiedener Reiter oder Personen, welche mit dem Pferd Umgang haben, öfter Magenulzera auftreten.
Fütterung von Pferden mit Magenulzera
Diagnose von Magenulzera
Den Verdacht von Magenulzera hat der Tierarzt oder Besitzer bereits, wenn das Pferd immer wieder eines oder mehrere der typischen Symptome zeigt. Zur Sicherung der Diagnose wird eine Gastroskopie durchgeführt. Das bedeutet, man visualisiert den Magen, indem man ein Endoskop durch die Nase in die Speiseröhre zum Magen führt. So kann man genau feststellen, welche Schleimhaut wie stark betroffen ist. Bei Bedarf können über das Endoskop auch Schleimhautproben entnommen werden. Damit der Magen leer ist, wird das Pferd vorgängig mindestens 14 Stunden gefastet.
Therapie von Magenulzera
Nebst der Haltungs- und Fütterungsoptimierung gibt man Medikamente, welche die Magensäureproduktion reduzieren, die Schleimhaut abdecken und die Durchblutung lokal fördern (Omeprazol, Sucralfat, Misoprostol). Futterzusätze, welche die Magenschleimhaut schützen, sind längerfristig sinnvoll. Es eignen sich Produkte, welche Lecithin und Pektine enthalten. Lecithine bilden einen Schutzfilm über die Magenschleimhaut und Pektine wirken der Übersäuerung entgegen und stabilisieren den natürlichen Schleim. Produkte mit Magnesium sind eher kurzwirksam und daher weniger geeignet. Die Literatur beschreibt auch eine schützende Wirkung von Sanddorn, Kaolin, Polysacchariden, Aloe vera und Bismut Salzen. Hier fehlen jedoch wissenschaftliche Studien, welche die Wirkung beweisen.
Nach der Therapie wird empfohlen, eine Kontrollgastroskopie durchführen zu lassen. Die Therapie von Magenulzera dauert mindestens 4 Wochen und muss in den meisten Fällen länger fortgeführt werden. Wenn die Ulzera nach 4 Wochen noch nicht vollständig ausgeheilt sind und die Therapie zu früh beendet wird, flammen diese sonst schnell wieder auf. Generell ist die Prognose bei Magenulzera gut, d.h. das Pferd ist nicht schwer krank und hat gute Aussichten auf Heilung. Aber eine Therapie kann langwierig sein und je nach Pferd können Magenulzera bei Stress erneut auftreten. Deshalb ist diese Erkrankung der Pferde für die Besitzer oft sehr belastend. Dazu kommt, dass eines der Kardinalsymptome immer wieder auftretende Koliken sind, und da man bei einer Kolik nie sicher weiss, ob es nun aufgrund der Magenulzera ist oder eine allenfalls schwerwiegendere Ursache vorliegt, brauchen die Besitzer ein starkes Nervenkostüm.
Schlussfolgerung
Magenulzera treten bei Pferden häufig auf und können gut behandelt werden. In den meisten Fällen hat man mit einem passenden Management und der adäquaten Therapie längerfristig ein zufriedeneres Pferd, welches somit auch eine bessere Leistung erbringen kann. Das heisst, es lohnt sich immer, bei einem Verdacht auf Magenulzera diese abzuklären.
Magengeschwüre kommen beim Pferd sehr häufig vor.
Nicht nur Sport- und Hochleistungspferde sind betroffen,
sondern auch Freizeitpferde, Fohlen und Esel – kurz gesagt,
alle Equiden können betroffen sein. Die Domestizierung des Pferdes, die heutigen Zuchtziele von feinen sensiblen Equiden, aber auch unsere gut gemeinte Fürsorge sind alles Faktoren, welche die Entstehung von Magenulzera begünstigen können.
Equine Gastric Ulcer Syndrome (EGUS) beinhaltet zwei Erkrankungen: Zum einen Equine Squamous Gastric Disease (ESGD), die Erkrankung der kutanen Schleimhaut im Magen, und zum anderen Equine Gastric Glandular Disease (EGGD), die Erkrankung der glandulären Magenschleimhaut. Der Pferdemagen hat zwei unterschiedliche Auskleidungen: Die Drüsenschleimhaut, welche die Verdauungsenzyme produziert, und die kutane, drüsenlose Schleimhaut, welche als Speicher dient. Pferde können beide Formen gleichzeitig oder jeweils eine Form von Magenulzera haben. EGGD wird häufiger bei Warmblütern beobachtet und EGSD häufiger bei Rennpferden. Hierzu muss gesagt werden, dass diese zwei Pferdepopulationen in Studien am häufigsten vertreten sind. Das Wort «Geschwür» ist eigentlich eine unpassende Übersetzung aus dem Englischen. Unter Ulzera kann man sich eher Aphten oder wunde Stellen im Magen unterschiedlicher Tiefe vorstellen.
Ursachen für die Entstehung von Magenulzera
Die Bildung von zu viel Magensäure ist wesentlich an der Entstehung von Magenulzera beteiligt. Die Übersäuerung infolge hoher Kraftfuttergabe, langen Fastenzeiten zwischen Fütterungen oder zu geringen Mengen an Raufutter führen zur Schädigung der Magenschleimhaut. In der Wildnis fressen Pferde ca. 16h pro Tag, wobei stets Speichel gebildet wird. Das enthaltene Bikarbonat im Speichel puffert die im Magen gebildete Säure ab. Man geht davon aus, dass nicht allein die erhöhte Magensäure, sondern auch eine verringerte Durchblutung des Magens z.B. beim Reiten und andere Faktoren mit für die Entstehung verantwortlich sind, insbesondere bei Ulzera der Drüsenschleimhaut. Diese ist per se bereits der Magensäure ausgesetzt. Andere Faktoren, welche die Entstehung von Magenulzera begünstigen, sind z.B. physischer Stress wie intensives Training, Bewegung auf leeren Magen, sozialer Stress wie Stallwechsel, soziale Konflikte (Boxen-, Weidenachbar, Gruppenhaltung) oder zu wenig soziale Kontakte, Transporte, verlangsamte Magenentleerung, schlechte Futterqualität, kein Wasserzugang auf Weiden oder Paddocks, Lärmemissionen etc. Beim Menschen können auch Bakterien (Helicobacter) zu Magenulzera führen; dies konnte beim Pferd noch nicht gezeigt werden bzw. nur in sehr seltenen Fällen. Es ist möglich, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen glandulären Magenulzera und einer generalisierten Darmentzündung (IBD), da diese Läsionen in der Regel entzündlich sind. Zum jetzigen Zeitpunkt weiss man noch nicht genau, wie die glandulären Magenulzera entstehen. Das heutige Zuchtziel, welches immer mehr auf hochsensible Pferde ausgerichtet ist, könnte durchaus ebenfalls ein Faktor sein.
Symptome bei Magenulzera
Pferde mit Magenulzera können eine Vielzahl von Symptomen zeigen. Manche Pferde zeigen jedoch kaum Symptome und erst nach der Therapie ist ein deutlicher Unterschied im Wesen und der Leistung zu bemerken.
Typische Symptome sind Appetitlosigkeit, Abmagerung, Leistungsabfall, wiederkehrende Koliken, Unwohlsein im Zusammenhang mit Fütterung, Gähnen, Flehmen, vermehrtes Liegen, Gurtenzwang, Abwehrbewegungen beim Bürsten, Kotwasser, Unrittigkeit, Ängstlichkeit oder andere Wesensveränderungen, Fellveränderungen, Aufstossen oder Zähneknirschen. Fohlen mit Magenulzera haben oft chronischen Durchfall und/oder erhöhten Speichelfluss.
Optimierung der Haltungsbedingungen
Bei Pferden mit Magenulzera sollte so weit möglich die Haltung optimiert werden, indem man bei Bedarf umstellt auf Boxe mit Paddock, Offenstall oder Weidehaltung. Natürlich muss immer das Pferd als Individuum angesehen und eine passende Haltung gefunden werden. Gewisse Pferde in Gruppenhaltung haben gerne nachts eine eigene Boxe, wo sie ungestört fressen können; wiederum sind Boxenpferde teilweise gelangweilt ohne direkten sozialen Kontakt vor allem wenn sie nicht mit dem Nachbarpferd Fellpflege durchführen können. Gemeinsamer Weidegang kann hier helfen, aber muss natürlich sorgfältig erfolgen. Es ist auch wichtig, einen möglichst konstanten Platz zu haben und nicht ständig den Stall oder die Boxe zu wechseln. Bei Gruppenhaltung ist es von grösster Wichtigkeit, die Gruppe möglichst konstant zu halten und eine passende Zusammensetzung mit genügend Integrationszeit zu gewährleisten. Nicht alle Pferde können zusammen gehalten werden, in vielen Fällen ist es besser, Gruppen aufzuteilen. Regelmässige Bewegung bzw. Abwechslung im Alltag, aber auch 1 bis 2 Stehtage bei Pferden im Training oder Beritt können zu deutlicher Besserung der Magenulzera führen. Es konnte auch gezeigt werden, dass bei einer hohen Anzahl verschiedener Reiter oder Personen, welche mit dem Pferd Umgang haben, öfter Magenulzera auftreten.
Fütterung von Pferden mit Magenulzera
- Raufutter, d.h. Heu / Heulage / Weidegang zur freien Verfügung oder mindestens 3-4x täglich
- Bei Bedarf Stroh in kleinen Mengen als Futterstroh
- Heunetze (mindestens 4cm), Heufresser, automatische Fütterung erleichtern das Management
- Getreidefreies Kurzfutter (0.2kg/100kg KGW) mit tiefem Zuckeranteil ohne Melasse und hohem Fettanteil oder ein Futter auf Reisbasis oder auf Zuckerrübenbasis
- Kurzfutter nie auf leeren Magen: Es ist wichtig, dass dieses eine halbe Stunde bis eine Stunde nach der Heufütterung angeboten wird, damit der Magen gut eingespeichelt ist. Speichel puffert die im Magen vermehrt gebildete Säure aufgrund der Kurzfuttergabe
- Immer freier Zugang zu frischem Wasser – auch auf der Weide
- Zusatzfuttermittel mit Pectin-Lecithin zum Magenschutz
- Pflanzliches Öl (Maiskeimöl, Leinöl) 1dl pro Tag auf zwei Portionen aufgeteilt, hat einen schützenden Effekt im Magen.
- Zusätzliches Öl (Sonnenblumen, Raps) bei benötigter Gewichtszunahme bis zu 1dl/100kg KGW auf mehrere Portionen aufgeteilt
- Mineralfutter
- Vor dem Reiten/Bewegen/Transport ca. 2 Liter Heu oder melassefreie Häcksel füttern (puffert Magen und erhöht Durchblutung während Bewegung)
Diagnose von Magenulzera
Den Verdacht von Magenulzera hat der Tierarzt oder Besitzer bereits, wenn das Pferd immer wieder eines oder mehrere der typischen Symptome zeigt. Zur Sicherung der Diagnose wird eine Gastroskopie durchgeführt. Das bedeutet, man visualisiert den Magen, indem man ein Endoskop durch die Nase in die Speiseröhre zum Magen führt. So kann man genau feststellen, welche Schleimhaut wie stark betroffen ist. Bei Bedarf können über das Endoskop auch Schleimhautproben entnommen werden. Damit der Magen leer ist, wird das Pferd vorgängig mindestens 14 Stunden gefastet.
Therapie von Magenulzera
Nebst der Haltungs- und Fütterungsoptimierung gibt man Medikamente, welche die Magensäureproduktion reduzieren, die Schleimhaut abdecken und die Durchblutung lokal fördern (Omeprazol, Sucralfat, Misoprostol). Futterzusätze, welche die Magenschleimhaut schützen, sind längerfristig sinnvoll. Es eignen sich Produkte, welche Lecithin und Pektine enthalten. Lecithine bilden einen Schutzfilm über die Magenschleimhaut und Pektine wirken der Übersäuerung entgegen und stabilisieren den natürlichen Schleim. Produkte mit Magnesium sind eher kurzwirksam und daher weniger geeignet. Die Literatur beschreibt auch eine schützende Wirkung von Sanddorn, Kaolin, Polysacchariden, Aloe vera und Bismut Salzen. Hier fehlen jedoch wissenschaftliche Studien, welche die Wirkung beweisen.
Nach der Therapie wird empfohlen, eine Kontrollgastroskopie durchführen zu lassen. Die Therapie von Magenulzera dauert mindestens 4 Wochen und muss in den meisten Fällen länger fortgeführt werden. Wenn die Ulzera nach 4 Wochen noch nicht vollständig ausgeheilt sind und die Therapie zu früh beendet wird, flammen diese sonst schnell wieder auf. Generell ist die Prognose bei Magenulzera gut, d.h. das Pferd ist nicht schwer krank und hat gute Aussichten auf Heilung. Aber eine Therapie kann langwierig sein und je nach Pferd können Magenulzera bei Stress erneut auftreten. Deshalb ist diese Erkrankung der Pferde für die Besitzer oft sehr belastend. Dazu kommt, dass eines der Kardinalsymptome immer wieder auftretende Koliken sind, und da man bei einer Kolik nie sicher weiss, ob es nun aufgrund der Magenulzera ist oder eine allenfalls schwerwiegendere Ursache vorliegt, brauchen die Besitzer ein starkes Nervenkostüm.
Schlussfolgerung
Magenulzera treten bei Pferden häufig auf und können gut behandelt werden. In den meisten Fällen hat man mit einem passenden Management und der adäquaten Therapie längerfristig ein zufriedeneres Pferd, welches somit auch eine bessere Leistung erbringen kann. Das heisst, es lohnt sich immer, bei einem Verdacht auf Magenulzera diese abzuklären.
Haftpflichtversicherungen rund ums pferd
Bericht von Natalie Anouk Müller
Das Risiko eindämmen
Pferde sind Fluchttiere. Im Panikzustand kann ein Pferd mit seinem Gewicht von rund 500 Kilogramm so einiges anrichten. Diese Schäden, die am oder durch das Pferd entstehen, können schnell teuer werden. Deshalb ist es wichtig, die passende Versicherung abzuschliessen.
Schaden an Dritten
Entsteht beim Umgang mit einem Pferd ein Schaden an Dritten, muss die Reiterin beziehungsweise momentane Halterin dafür aufkommen, unabhängig davon, ob es sich dabei um die Besitzerin handelt.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Privathaftpflichtversicherung Schadenskosten innerhalb der vereinbarten Deckungssumme übernimmt - solange nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig gehandelt wurde. So kann die Reiterin zum Beispiel nichts dafür, wenn sich das Pferd vor einem fremden Hund erschrickt und deshalb einen Verkehrsunfall verursacht. Auch ein Schaden, welcher durch einfache Fahrlässigkeit entsteht, ist grundsätzlich versichert. Diese besteht prinzipiell beim Verursachen eines Schadens aufgrund einer kurzen, spontanen Unachtsamkeit („Das kann ja mal passieren.“).
Anders ist es, wenn zum Beispiel Verkehrsregeln bewusst missachtet werden. Galoppiert eine Reiterin absichtlich durch eine stark frequentierte Einkaufsstrasse, handelt sie grob fahrlässig. Ein Verhalten wird als grobe Fahrlässigkeit eingestuft, wenn eine Person durch deutliches Vernachlässigen der Sorgfalt einen Schaden verursacht („Das darf nicht passieren!“). In diesem Falle kann die Versicherung die Zahlung kürzen oder gar verweigern.
Verletzungen am Pferd
Wenn sich ein Pferd beim Reiten verletzt, ist dieser Schaden kein Bestandteil der Privat-Haftpflichtversicherung, sondern einer Zusatzversicherung. Es wird klar unterschieden, ob es sich bei der Reiterin/Fahrerin/Führerin um die Eigentümerin des Tieres handelt oder nicht. Für das eigene Pferd übernimmt dafür eine spezielle Pferdeunfallversicherung die Kosten, sofern man diese abgeschlossen hat. Beim fremden Pferd kommt der Privathaftpflicht-Zusatz: „Schäden an gemieteten/geliehenen/entlehnten Pferden“ zum Tragen und ist allen Pferdemenschen dringend zu empfehlen. Diese Zusatzversicherung übernimmt den Schaden, sofern ein Fehlverhalten der Reiterin vorhanden ist.
Diese Zusatzversicherung übernimmt in einem solchen Fall nach Abzug des Selbstbehaltes die Heilungs- und Tierarztkosten für das Pferd innerhalb der vereinbarten Versicherungssumme. Je nach Vereinbarung wird zusätzlich eine Tagesentschädigung ausbezahlt, welche den nachgewiesenen Erwerbsausfall, der der Besitzerin durch den Unfall entsteht, entschädigt. Ausserdem kommt die Versicherung für Ansprüche der unvorhergesehenen Tötung, Wertverminderung und vorübergehender Gebrauchsunfähigkeit auf.
Mitversichert sind ebenfalls Schäden an Sattel, Zaumzeug und der Fahrausrüstung.
Von der Versicherung ausgeschlossen sind Schäden, die bei der Teilnahme an reitsportlichen Veranstaltungen entstehen. Die meisten Gesellschaften bieten dazu aber einen Zusatz an. Dieser deckt Verletzungen, die aufgrund einer Teilnahme an einer reitsportlichen Veranstaltung wie zum Beispiel einem Springturnier oder Trabrennen entstehen.
Im Schadensfall besteht für die Verursacherin Meldepflicht. Diese ist bei Ableben eines Pferdes oder einer tierärztlichen Anordnung der Notschlachtung sofort wahrzunehmen. Bei Pferdeverletzungen ist der Schaden innerhalb von drei Arbeitstagen zu melden. Im Todesfall ist eine Versicherungssumme im Wert des Pferdes vorgesehen. Die Leistungen unterliegen in den meisten Fällen einem Selbstbehalt.
Worauf du vor Vertragsabschluss des Privathaftpflicht-Zusatz: „Schäden an gemieteten/geliehenen/entlehnten Pferden“ achten solltest
Je nach Anbieter unterscheiden sich die Versicherungsdeckungen. Beim Vergleichen gibt es mehrere Punkte zu beachten:
Haftung von Reitbeteiligungen
Reitet, führt oder fährt eine Person ein fremdes Pferd, haftet sie gemäss Mietvertrag, Gebrauchsleihe- oder Reitbeteiligungsvertrag. Es empfiehlt sich, diesen zwischen Pferdebesitzerin und Reit-, Spazier- oder Fahrbeteiligung schriftlich zu vereinbaren. Die Schriftlichkeit schafft Klarheit, Transparenz und Verbindlichkeit. Ein Schaden oder Unfall ist schlimm genug, da braucht es nicht auch noch zerbrochene Freundschaften wegen Unklarheiten oder Missverständnissen.
Im Reitbeteiligungsvertrag können unter anderem folgende Punkte festgehalten werden:
Die Angaben im Text sind nicht verbindlich, es gelten die Versicherungsbedingungen, Gesetze und Verträge. Erkundige dich bei deiner Versicherungsgesellschaft, deiner Reitschule, bei deinem Pensionsstall und erfahrenen Pferdebesitzerinnen, wenn du Fragen zu deiner persönlichen Situation hast.
Zum Glück sind Unfälle mit Pferd und Reiter selten. Sollte es doch einmal dazu kommen, ist es gut, wenigstens finanziell und vertraglich so gut wie möglich abgesichert zu sein.
Keep calm and take it Isi - weiterhin entspanntes und unfallfreies Reiten wünsche ich euch herzlich!
PS. Obwohl aus Gründen der Lesbarkeit im Text die weibliche Form gewählt wurde, beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.
Das Risiko eindämmen
Pferde sind Fluchttiere. Im Panikzustand kann ein Pferd mit seinem Gewicht von rund 500 Kilogramm so einiges anrichten. Diese Schäden, die am oder durch das Pferd entstehen, können schnell teuer werden. Deshalb ist es wichtig, die passende Versicherung abzuschliessen.
Schaden an Dritten
Entsteht beim Umgang mit einem Pferd ein Schaden an Dritten, muss die Reiterin beziehungsweise momentane Halterin dafür aufkommen, unabhängig davon, ob es sich dabei um die Besitzerin handelt.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Privathaftpflichtversicherung Schadenskosten innerhalb der vereinbarten Deckungssumme übernimmt - solange nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig gehandelt wurde. So kann die Reiterin zum Beispiel nichts dafür, wenn sich das Pferd vor einem fremden Hund erschrickt und deshalb einen Verkehrsunfall verursacht. Auch ein Schaden, welcher durch einfache Fahrlässigkeit entsteht, ist grundsätzlich versichert. Diese besteht prinzipiell beim Verursachen eines Schadens aufgrund einer kurzen, spontanen Unachtsamkeit („Das kann ja mal passieren.“).
Anders ist es, wenn zum Beispiel Verkehrsregeln bewusst missachtet werden. Galoppiert eine Reiterin absichtlich durch eine stark frequentierte Einkaufsstrasse, handelt sie grob fahrlässig. Ein Verhalten wird als grobe Fahrlässigkeit eingestuft, wenn eine Person durch deutliches Vernachlässigen der Sorgfalt einen Schaden verursacht („Das darf nicht passieren!“). In diesem Falle kann die Versicherung die Zahlung kürzen oder gar verweigern.
Verletzungen am Pferd
Wenn sich ein Pferd beim Reiten verletzt, ist dieser Schaden kein Bestandteil der Privat-Haftpflichtversicherung, sondern einer Zusatzversicherung. Es wird klar unterschieden, ob es sich bei der Reiterin/Fahrerin/Führerin um die Eigentümerin des Tieres handelt oder nicht. Für das eigene Pferd übernimmt dafür eine spezielle Pferdeunfallversicherung die Kosten, sofern man diese abgeschlossen hat. Beim fremden Pferd kommt der Privathaftpflicht-Zusatz: „Schäden an gemieteten/geliehenen/entlehnten Pferden“ zum Tragen und ist allen Pferdemenschen dringend zu empfehlen. Diese Zusatzversicherung übernimmt den Schaden, sofern ein Fehlverhalten der Reiterin vorhanden ist.
Diese Zusatzversicherung übernimmt in einem solchen Fall nach Abzug des Selbstbehaltes die Heilungs- und Tierarztkosten für das Pferd innerhalb der vereinbarten Versicherungssumme. Je nach Vereinbarung wird zusätzlich eine Tagesentschädigung ausbezahlt, welche den nachgewiesenen Erwerbsausfall, der der Besitzerin durch den Unfall entsteht, entschädigt. Ausserdem kommt die Versicherung für Ansprüche der unvorhergesehenen Tötung, Wertverminderung und vorübergehender Gebrauchsunfähigkeit auf.
Mitversichert sind ebenfalls Schäden an Sattel, Zaumzeug und der Fahrausrüstung.
Von der Versicherung ausgeschlossen sind Schäden, die bei der Teilnahme an reitsportlichen Veranstaltungen entstehen. Die meisten Gesellschaften bieten dazu aber einen Zusatz an. Dieser deckt Verletzungen, die aufgrund einer Teilnahme an einer reitsportlichen Veranstaltung wie zum Beispiel einem Springturnier oder Trabrennen entstehen.
Im Schadensfall besteht für die Verursacherin Meldepflicht. Diese ist bei Ableben eines Pferdes oder einer tierärztlichen Anordnung der Notschlachtung sofort wahrzunehmen. Bei Pferdeverletzungen ist der Schaden innerhalb von drei Arbeitstagen zu melden. Im Todesfall ist eine Versicherungssumme im Wert des Pferdes vorgesehen. Die Leistungen unterliegen in den meisten Fällen einem Selbstbehalt.
Worauf du vor Vertragsabschluss des Privathaftpflicht-Zusatz: „Schäden an gemieteten/geliehenen/entlehnten Pferden“ achten solltest
Je nach Anbieter unterscheiden sich die Versicherungsdeckungen. Beim Vergleichen gibt es mehrere Punkte zu beachten:
- Die maximal versicherte Summe sollte nicht kleiner als der Wert des gerittenen fremden Pferdes sein. Erkundige dich nach dessen Höchstwert bei der Besitzerin und passe deine Versicherung dementsprechend an.
- Achte darauf, ob du dich an den Schäden mit einem Selbstbehalt beteiligen musst.
- Ist dein Pferd bei einem Reitstall untergestellt, sollten Mietschäden unbedingt mit der Versicherung abgedeckt sein.
Haftung von Reitbeteiligungen
Reitet, führt oder fährt eine Person ein fremdes Pferd, haftet sie gemäss Mietvertrag, Gebrauchsleihe- oder Reitbeteiligungsvertrag. Es empfiehlt sich, diesen zwischen Pferdebesitzerin und Reit-, Spazier- oder Fahrbeteiligung schriftlich zu vereinbaren. Die Schriftlichkeit schafft Klarheit, Transparenz und Verbindlichkeit. Ein Schaden oder Unfall ist schlimm genug, da braucht es nicht auch noch zerbrochene Freundschaften wegen Unklarheiten oder Missverständnissen.
Im Reitbeteiligungsvertrag können unter anderem folgende Punkte festgehalten werden:
- Eignung und persönliche Fähigkeiten der Reitbeteiligung, zum Beispiel:
- Brevetpflicht ja oder nein
- Nutzungszeiten, Pflegedienste
- Regelung während krankheits - und verletzungsbedingten Pausen
- Nutzung von Sattel und Zaumzeug
- Kleidung und Ausrüstung
- Haftung der Reitbeteiligung, zum Beispiel:
- Klarheit über Benützungsrechts der Tierhalterhaftung gemäß Art. 56 OR
- Abschluss einer Privathaftpflichtversicherung mit einer definierten Deckungssumme
- Abschluss der Zusatz-Privathaftpflichtversicherung: „Schäden an gemieteten/geliehen/entlehnten Pferden“ mit einer definierten Deckungssumme im Rahmen des Höchstwertes des Pferdes
- Haftungsausschlüsse
- Kostenbeteiligung
- Vertragsdauer und Kündigungsfrist
- Besondere Vereinbarungen, zum Beispiel:
- Es darf nur auf der Anlage geritten werden
- Im Gelände darf nicht galoppiert werden
Die Angaben im Text sind nicht verbindlich, es gelten die Versicherungsbedingungen, Gesetze und Verträge. Erkundige dich bei deiner Versicherungsgesellschaft, deiner Reitschule, bei deinem Pensionsstall und erfahrenen Pferdebesitzerinnen, wenn du Fragen zu deiner persönlichen Situation hast.
Zum Glück sind Unfälle mit Pferd und Reiter selten. Sollte es doch einmal dazu kommen, ist es gut, wenigstens finanziell und vertraglich so gut wie möglich abgesichert zu sein.
Keep calm and take it Isi - weiterhin entspanntes und unfallfreies Reiten wünsche ich euch herzlich!
PS. Obwohl aus Gründen der Lesbarkeit im Text die weibliche Form gewählt wurde, beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.